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7. Bioregionalistische Spiritualität Viele Bioregionalisten/-innen vertreten die Ansicht, dass die gegenwärtige Naturzerstörung das Resultat des biblischen Anthropozentrismus ist, der besagt, dass alles menschliche Leben heilig ist, während alles nichtmenschliche Leben, dem Menschen zu dienen hat. Tiere, die nicht dazu geeignet sind vom Menschen als Schlacht- oder Arbeitsvieh ausgebeutet zu werden, gelten als "Boten des Teufels" (vor allem Raubtiere wie z.B. der Wolf). So ist es auch nicht nicht weiter verwunderlich, dass heute noch riesige Waldflächen abgeholzt werden und damit die Lebensgrundlage etlicher Wildtiere vernichtet wird, weil dort beispielsweise ein Wintersportgebiet entstehen soll. Der Mensch als "Krone der Schöpfung" hat im anthropozentrischen Weltbild das "gute Recht", die Erde mit samt ihren pflanzlichen und tierischen Geschöpfen zu seinem vermeintlichen Nutzen auszubeuten. Schließlich steht in der Bibel geschrieben: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllt die Erde auf, und macht sie euch untertan. Und herrscht über die Fische in der See, über die Vögel in der Luft und über jedes lebende Wesen.“ Erst wenn durch ökologische Folgeschäden menschliche Lebensgrundlagen bedroht scheinen, wird die Forderung nach einem verstärkten Umweltschutz laut.
Im Gegensatz zum biblischen Anthropozentrismus steht die biozentrische Weltsicht der Bioregionalisten/-innen. Diese betrachtet Pflanzen und Tiere als gleichberechtigte und gleichwertige Partner des Meschen. Die fruchtbringenden Wachstumskräfte der Erde werden dabei nicht selten als Mutter Erde verehrt. Vielfach wird dabei die Erde als lebendiges Wesen und eigenständige Persönlichkeit verstanden. Dabei verweist man gerne auf die Mitte der 1960er Jahre von der Mikrobiologin Lynn Margulis und dem Biophysiker James Lovelock entwickelte Gaia-Hypothese verwiesen, die besagt, dass unser Planet als ein lebender Gesamtorganismus betrachtet werden kann. Oft wird aber auch der Versuch unternommen, die spirituellen Traditionen der Ureinwohner in der jeweiligen Bioregion wiederzubeleben. Das führt in den USA zu einer Annäherung der überwiegend weißen Bioregionalisten/-innen zu den indianischen Ureinwohnern/-innen. In Europa führt das Wissen um die Vorgeschichte der eigenen Bioregion zumeist zu einer Identifizierung mit den eigenen germanisch-keltischen Wurzeln und dem damit verbunden Versuch der Revitalisierung des germanisch-keltischen Religion . Dabei wird betont, dass das germanisch-keltische Heidentum eine Religionsform darstellte, die mit der Natur im Einklang stand. So wurde bei dn Germanen und Kelten z.B. Baumfrevel streng bestraft. Es gab heilige Bäume und Haine und heilige Tiere. Quellen, Flüsse, Seen, Höhlen und Berge wurden kultisch verehrt. Die Wälder galten als Hort der Götter. Die ganze Natur war in der Vorstellung des germanisch-keltischen Menschen vom Göttlichen durchdrungen. Nach Ansicht der europäischen Bioregionalisten/-innen, wäre bei einer solchen religiösen Grundlage die heutige Naturzerstörung undenkbar. Gleichzeitig wehren sich die Bioregionalisten dagegen in die Esoterik-Ecke gestellt zu werden. Denn im Gegensatz zu den Vertretern der Esoterik schweben die Bioregionalisten nicht im spirituellen Wolkenkuckucksheim sondern stehen fest verwurzelt in der heimatlichen Erde. Das Feiern von natureligiösen Ritualen wie den germanisch-keltischen Jahreskreisfesten oder schamanistischen Praktiken wie Visionssuchen oder Schwitzhütten sollen vorrangig der Vertiefung der emotionalen Bindung der Menschen zu der sie unmittelbar umgebenden Natur dienen. ⇒⇒⇒
Jenness Cortez: Mother Earth | |||||||||||
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