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Ökologie • Spiritualität • Regionalismus
Hauptseite
1. Einleitung
2. Die Geschichte der Umweltbewegung in Deutschland
3. Die gegenwärtige Umweltbewegung in den USA
4. Die Entstehung und Entwicklung des Bioregionalismus in den USA
5. Das Weltbild des Bioregionalismus
6. Bioregionalistiche Wirtschaftsmodelle
7. Bioregionalistische Spiritualität
8. Bioregionalistisches Kriegertum
9. Bioregionalismus in Deutschland?
10. Ausklang
11. Verwendete Literatur
5. Das Weltbild des Bioregionalismus

Der Begriff Bioregionalismus setzt sich aus drei Teilen zusammen: „Bio“ stammt aus dem Altgriechischen „bios“ und bezeichnet das „Leben“ im allgemeinen. „Regional“ bedeutet innerhalb spezifischer physischer oder geographischer Grenzen. „-ismus“ ist der menschliche Beitrage dazu.

Der Bioregionalismus soll dem Menschen ermöglichen, sich in seine natürliche Umwelt einzufügen; d.h. Teil der Natur zu sein, ohne sich an die Spitze zu setzen und alles beherrschen zu wollen. Er bietet uns die Gelegenheit, alle natürlichen Gegebenheiten, die uns Menschen in einem bestimmten geographischen Raum umgeben, praktisch im eigenen Handeln zu erfahren, genau zu beschreiben, zu analysieren und zu verstehen. Darauf aufbauend ist es möglich, ökologisch angepasste Verhaltens-formen zu erarbeiten, die einer Ausbeutung des Naturraumes entgegenwirken und ihn nachhaltig schützen.

Eine Bioregion ist keine verwaltungstechnische und auch keine politische Einheit. Eine Bioregion definiert sich durch verschiedene von der Natur vorgegebene Merkmale wie eine Klima, Bodenbeschaffenheit, Landformen, Tier- und Pflanzenwelt sowie hydrologische Aspekte die sie von einer anderen Bioregion unterscheidet. Diese Grundvoraussetzungen bestimmen letztlich die Größe einer Bioregion. Die Fläche muss aber ausreichend groß sein, um:

  • die Vollständigkeit der biologischen Gemeinschaften und Ökosysteme einer Region zu erhalten.
  • wichtige ökologische Prozesse (wie beispielsweise Nährstoff-, Wasser- und Abfallkreislauf) zu gewährleisten.
  • lebenswichtige menschliche Aktivitäten (wie der nachhaltige Umgang mit den natürlichen Ressourcen) zu erlauben.

Bioregionen können als von einander unabhängige geographische Gebiete mit vernetzten Lebenssystemen beschrieben werden, die sich in ständig erneuernden Prozessen der Natur selbstversorgend eingebettet sind.

Der Bioregionalist Thomas Berry entwickelte daraus die sogenannten sechs bioregionalen Funktionen:


  • Selbst-Erhaltung: Unterstützung der Mitglieder der Gemeinschaft, Erhaltung und Ernährung ihrer Mitglieder innerhalb festgesetzten Grenzen der natürlichen Welt, um so das Wohlergehen der Gemeinschaft zu ermöglichen.

  • Selbst-Erziehung: Die Erziehung des Menschen zum Überleben und zur Erfüllung wird durch die Anweisungen und Lehren, welche die natürliche Umwelt für ihn bereithält, bestimmt.

  • Selbst-Regierung: In jeder bioregionalen Lebensgemeinschaft existiert eine funktionale Ordnung, welche die Grundlage einer selbstständigen Regierung bildet.

  • Selbst-Heilung: Die Gemeinschaft innerhalb der Bioregion beinhaltet in sich die Kräfte der Regeneration.

  • Selbst-Erfüllung: In der Schönheit der Natur und ihrer Wunder findet der Mensch Erfüllung. Der Mensch drückt diese Bewunderung in religiösen Liturgien, durch politische Versammlungen, Musik, Tanz und Künste zum AuIsdruck. Dieses zusammen schafft die kulturelle Identität einer Bioregion.

  • Selbst-Erfüllung: In der Schönheit der Natur und ihrer Wunder findet der Mensch Erfüllung. Der Mensch drückt diese Bewunderung in religiösen Liturgien, durch politische Versammlungen, Musik, Tanz und Künste zum AuIsdruck. Dieses zusammen schafft die kulturelle Identität einer Bioregion.

Brian Tokar, ein Öko-Aktivist aus New England, unterstreicht den Gegensatz zwischen dem Nationalstaat und einer Bioregion. Ein Nation ist nach seiner Definition ein zentral regiertes und kontrolliertes Gebiet, wohingegen eine Bioregion eine gewachsene Einheit darstellt, in der alle Lebensbereiche eine Gemeinschaft bilden. Sollte eine Bioregion durch staatliche Grenzen zerteilt sein, würde dies notwendigerweise zur der Forderung nach der Neugliederung oder gar Zerschlagung dieser Grenzen führen.

Als die amerikanischen Bioregionalisten vor einigen Jahren eine Karte von Nordamerika eingeteilt nach Bioregionen vorstellten, kamen sie später zufällig zu der Erkenntnis, dass diese in etwa den Grenzen der indianischen Stämme vor der Kolonisierung des Kontinents durch den weißen Mann entsprechen. Diese Entdeckung erhärtet die Behauptung der Bioregionalisten, dass ihre Sicht der Welt bereits seit Urzeiten vorhanden war und die Entwicklung der Menschheit als Teil der Natur prägte und formte. Diese historische Linie soll erst mit dem Entstehen urbaner Hochkulturen geendet haben.

Als Beispiele konkreter Bioregionen auf dem nordamerikanischen Kontinent, wie sie auf dem besagten Kartenentwurf zu finden waren, wären u.a. zu nennen:

  • Shasta (umfasst Nordkalifornien und südliches Oregon)
  • Cascadia (umfasst nördliches Oregon, den Staat Washington und das kanadische British Columbia)
  • Katuah (umfasst den südlichen Bereich der Apalachen mit Kentucky, Tennessee, Alabama, Georgia und North Carolina)

In den drei genannten Bioregionen, in denen sozusagen die "Speerspitzen der Bewegung" beheimatet sind, hat sich mittlerweile eine ausgeprägte bioregionale Aktivität entwickelt, u.a. wurden dort Modelle für neue regionale Wirtschaftstrukturen entwickelt, die auf eine größtmögliche regionale Autarkie und eine weitgehende Schonung der natürlichen Umwelt abzielen. ⇒⇒⇒